„Alle Deutschen sind frei, und deutscher Boden duldet keine Knechtschaft.
Fremde Unfreie, die auf ihm verweilen, macht er frei.“
Jacob Grimm, 1848 in der Paulskirche
Angesichts des Terroranschlags in Hanau am 19.2.2020, bei dem ein Rechtsextremist 10 Menschen ermordet hat, erinnert der Verein Erzählkunst e.V. an die bekanntesten Bürger der Stadt Hanau, die Brüder Grimm. Die deutschen Märchensammler waren mutige Kämpfer für Menschenrechte, Freiheit und Weltoffenheit.
Wilhelm und Jacob Grimm sind heute vor allem für ihre Sammlung von Kinder- und Hausmärchen berühmt. Weniger bekannt ist, dass die Wissenschaftler sich ihr Leben lang auch politisch für Freiheit und Menschenrechte eingesetzt haben. Dafür nahmen sie Vertreibung und Armut in Kauf: Als sie 1837 gegen einen Verfassungsbruch des Königs öffentlich protestierten, verwies dieser sie der Universität und des Landes.
„Alle Deutschen sind frei, und deutscher Boden duldet keine Knechtschaft. Fremde Unfreie, die auf ihm verweilen, macht er frei.“ Diesen Vorschlag für Artikel 1 der Verfassung machte Jacob Grimm in der Nationalversammlung 1848 in der Frankfurter Paulskirche.
Auch das wissenschaftliche Werk der berühmten Volkskundler und Sprachwissenschaftler ist wegweisend weltoffen: Im 3. Band ihrer Kinder- und Hausmärchen veröffentlichten die Brüder Grimm Geschichten aus allen Ecken und Enden der Welt – sie waren kosmopolitische Märchenenthusiasten.
Die Erzähler*innen des Vereins Erzählkunst e.V. sehen sich dem Erbe der Brüder Grimm aufs engste verbunden. Wir teilen ihre Begeisterung für Märchen aus aller Welt: aus europäischen ebenso wie aus afrikanischen Ländern, aus Indien, Persien und aus der arabischen Welt. Wir setzen auf die verbindende, Grenzen überwindende Kraft der alten Geschichten der Menschheit und wir erzählen sie im Hier und Jetzt, im Kampf gegen jede Form von Fremdenfeindlichkeit und Hass, im Gedenken an die Brüder Grimm aus Hanau.
Erklärung des Vereins Erzählkunst e.V.
verabschiedet auf der Mitgliederversammlung am 5.3.2020